Über die Ausstellung
Die Ausstellung 35 Jahre Mauerfall – Brücken zur Geschichte thematisiert anhand ausgewählter Beispiele die Wandlung der Berliner Mauer vom Instrument staatlicher Repression zum weltweiten Kulturgut.
Bis zum 9. November 1989 war die Berliner Mauer das Symbol der Teilung und des Kalten Krieges. In der Nacht zum 10. November 1989 verwandelten die Menschen die Berliner Mauer in ein Symbol der Freiheit, der Menschenrechte, der Friedlichen Revolution.
In Berlin galt seinerzeit die Devise: Die Mauer muss weg – möglichst schnell und möglichst vollständig. Dennoch haben etliche der markanten Segmente der Version Grenzmauer 75 die Wirren der Zeit überlebt.
Jeweils 1,2 Meter breit, 3,6 Meter hoch und 2,7 Tonnen schwer stehen diese heute an hunderten von Orten in Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Einst Bestandteile eines trennenden Bollwerks bilden die Segmente heute ein weltumspannendes Netzwerk.
Die Mauer provoziert heute dazu, die eigene Haltung kritisch zu hinterfragen: Wie selbstverständlich sind Demokratie, Freiheit und Menschenrechte?
Anhand 15 ausgewählter Standorte werden zum Teil weit in die Geschichte zurückreichende Zusammenhänge visualisiert, notwendige Erklärungen finden sich auf dieser Seite.
In Verdun, im Nordosten Frankreichs gelegen, zeigte der Erste Weltkrieg seine bis dahin hässlichste Fratze: In einer zehn Monate währenden Schlacht zwischen deutschen und französischen Truppen fanden im Jahr 1916 mehr als 300.000 Soldaten den Tod, rund 400.000 wurden verwundet.
In der jüngsten Geschichte wandelte sich Verdun mehr und mehr zur Welthauptstadt des Friedens, nicht zuletzt durch das Treffen des französischen Präsidenten Francois Mitterrand und Bundeskanzler Helmut Kohl im Herbst1984. Das gemeinsame stille Gedenken am Ort der Schlacht von Verdun ist zum Symbol der deutsch-französischen Versöhnung geworden.
Verdun ist heute eine nationale Gedenkstätte und Heimat des Centre mondial de la Paix. Das Weltfriedenszentrum widmet sich dem dauerhaften Frieden in der Welt, der Freiheit und der Menschenrechte.
Im Garten des Weltfriedenszentrum wurde im Herbst 2014, aus Anlass des 25. Jahrestags des Mauerfalls, ein Segment der Berliner Mauer aufgestellt – als Symbol für einen dauerhaften Frieden in Europa und der engen Verbundenheit Deutschlands und Frankreichs.
Ein auf der Ostseite dieses Segments gesprühtes Graffito erstreckte sich ursprünglich über noch zwei weitere Segmente. Diese stehen heute in Kiew (Ukraine) vor der Deutschen Botschaft und in Schengen (Luxemburg) vor dem Europäischen Informationszentrum.
Die Landung alliierter Truppen am 6. Juni 1944 in der Normandie war ein entscheidender Wendepunkt im Verlauf des Zweiten Weltkriegs. Bis Ende Juni gingen rund 850.000 Soldaten aus den USA, Großbritannien, Neuseeland und Australien an Land. Eine zweite Front gegen das Deutsche Reich, jetzt im Westen Europas, war damit eröffnet.
Caen, etwas landeinwärts gelegen, war aufgrund seiner verkehrsstrategischen Lage von besonderer Bedeutung. Verbände der deutschen Wehrmacht und der Waffen-SS leisteten massiven Widerstand. Nach rund sechs Wochen Belagerung konnte die Stadt von den deutschen Besatzern zurückerobert werden. Rund 30.000 alliierte Soldaten und etwa 3.000 Zivilisten kamen während der Kämpfe ums Leben.
Nach Beendigung des Krieges wurden auf dem ehemaligen Operationsgebiet in Nordfrankreich viele Friedhöfe, Gedenkstätten und Museen eröffnet, die an die Gefallenen, an die Überlebenden und an die Geschehnisse erinnern sollen.
Das Memorial de Caen, das D-Day Museum, widmet sich in eindringlichen Ausstellungen dem Zweiten Weltkrieg, der Landung der alliierten Truppen am D-Day und der Zeit des Kalten Krieges bis zum Mauerfall.
Unmittelbar nach dem Mauerfall haben Mitglieder des Künstler-Verbands der DDR die Ostseite der Mauer auf einer Länge von rund 400 Metern am Potsdamer Platz vom Todesstreifen aus bemalt. Aus dieser Aktion stammt das Bild „Hase bleibt Hase“ von Manfred Butzmann, das auf den Segmenten in Caen zu sehen ist – eine Anspielung auf die im Mauerstreifen lebenden Hasen und deren Freiheitsdrang.
5. März 1946: Durch eine Verkettung außergewöhnlicher Umstände besuchte der damalige britische Premierminister Winston Churchill das Westminster College in Fulton, Missouri. Im Beisein des amtierenden US-Präsidenten Harry S. Truman sprach Churchill über die neue Weltordnung nach dem Zweiten Weltkrieg.
Eine zentrale Rolle spielte in seiner Rede der Begriff „Eiserner Vorhang“, der hier erstmalig verwendet wurde. Churchill’s Rede markierte den Beginn des Kalten Krieges. Die Rede ging als Iron Curtain Speech in die Geschichte ein.
44 Jahre später, am 9. November 1990, wird an diesem Ort ein Berliner Mauer Denk- und Mahnmal durch US-Präsident Ronald Reagan eingeweiht: Breakthrough heißt das Kunstwerk, das von Edwina Sandys, Enkeltochter von Winston Churchill, geschaffen wurde.
Im Mai 1992, unmittelbar nach dem Zerfall der Sowjetunion und nach seinem Rücktritt von den Regierungsämtern, spricht auch Michail Gorbatschow an diesem Ort. Er spricht von einer „neuen Epoche, von der noch niemand weiß, wie sie konkret aussehen wird.“
Fast wäre Sandys Kunstwerk an dem zu der Zeit hohen Kaufpreis für Mauersegmente gescheitert. Durch einen Extra-Beschluss der DDR-Übergangsregierung wurden der Künstlerin die Segmente jedoch für diesen speziellen Zweck kostenlos zur Verfügung gestellt.
Die Scott Air Force Base in Belleville, Illinois ist heute von zentraler Bedeutung in der Logistik der US-amerikanischen Luftwaffe. Deren logistisches Know how hat seine Anfänge in der Berliner Luftbrücke. Teil des Denkmals in der Air Force Base ist eine Kopie des Luftbrückendenkmals am Berliner Flughafen Tempelhof.
In der Nacht vom 23. auf den 24. Juni 1948 gingen in West-Berlin die Lichter aus. Die Sowjets hatten die Stromversorgung gekappt. Am Morgen danach wurden auch die Straßen-, Wasser- und Zugverbindungen unterbrochen. West-Berlin war isoliert. Mehr als zwei Millionen Menschen waren damit ihrem Schicksal und ihren ohnehin knappen Vorräten überlassen.
Das Kappen der Verbindungen nach West-Berlin war eine unmittelbare Reaktion der Sowjets auf die Währungsreform, die Einführung der D-Mark als alleiniges Zahlungsmittel in den westlichen Besatzungszonen. Die Alliierten hatten zwar mit einer Reaktion auf die Währungsreform gerechnet, diese heftige Reaktion traf sie allerdings vollkommen unvorbereitet.
Am 25. Juni 1948 befahl der für den amerikanischen Sektor zuständige General Lucius D. Clay die Errichtung einer Luftbrücke. Französische und britische Truppen schlossen sich an. Bis zum 12. Mai 1949 wurde Berlin vollständig aus der Luft versorgt: 277.728 Flüge transportierten 2,34 Millionen Tonnen Luftfracht – u.a. 1,44 Millionen Tonnen Kohle, 490.000 Tonnen Nahrungsmittel und 160.000 Tonnen Baustoffe.
60 Jahre später wurden im Gegenzug aus Berlin mehrere Tonnen Beton ausgeflogen: Ein Mauersegment wurde nach Illinois transportiert, um an der Scott Air Force Base an diesen Teil der Geschichte zu erinnern.
Dauerhafter Frieden und gegenseitige Kontrolle waren die ursprünglichen Absichten bei der Zusammenführung der deutschen und französischen Kohle- und Stahlproduktion. Doch die Idee des freien Verkehrs dieser beiden Güter ohne Zölle und Abgaben begeisterte auch Belgien, Niederlande, Luxemburg und Italien, die sich an den weiteren Verhandlungen beteiligten.
Der ausgehandelte Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl wurde von den sechs Staaten am 18. April 1951 in Paris unterzeichnet. Die so entstandene Montanunion war der erste Schritt auf dem Weg in ein neues Europa. Am 24. Juli 1952 trat der Vertrag in Kraft und lief 50 Jahre später, am 23. Juli 2002 aus.
Die Überwachung des gemeinsamen Marktes, die Einhaltung der Wettbewerbsregeln und die Gewährleistung von Preistransparenz wurde mit dem Europäischen Kohle- und Stahlabkommen einer supranationalen Einrichtung übertragen, die zugleich mit Hoheitsrechten ausgestattet wurde – einer ersten europäischen Behörde.
Das danach immer größer werdende und zusammenwachsende Europa war ein wesentlicher Garant für eine friedliche Wende, beteuerten die Redner (Wolfgang Schäuble, Jean-Claude Juncker, Kristalina Georgieva, Günther Verheugen) bei der Einweihung des Mauersegments vor dem Sitz der Europäischen Kommission in Brüssel im November 2015.
Das Mauersegment mit dem Konterfei von John F. Kennedy erinnert an dessen Besuch in Berlin im Juni 1963 und an die enge Verbundenheit mit den USA. Vice versa erinnert ein Mauersegment im John F. Kennedy Presidential Library and Museum in Boston, Massachusetts, an das transatlantische Bündnis.
In Dorasan liegt der nördlichste Bahnhof der südkoreanischen Eisenbahngesellschaft KORAIL – nur wenige Kilometer von der innerkoreanischen Grenze entfernt. Eine Bahnverbindung der beiden koreanischen Staaten könnte nach Ansicht des Bahnchefs Choi Yeon-hye ein Katalysator für die Wiedervereinigung sein.
Die koreanische Halbinsel ist seit 1947 geteilt: in die Demokratische Volksrepublik Korea im Norden (Nordkorea) und die Republik Korea im Süden (Südkorea). Nordkorea ging aus einer sowjetischen Besatzungszone hervor und ist eine der restriktivsten Diktaturen. Südkorea resultierte aus der US-amerikanischen Besatzungszone.
Die unterschiedlichen politischen Systeme des Nordens und des Südens führten schließlich zum Koreakrieg (1950 bis 1953). Durch das Eingreifen Chinas und der USA (zur Unterstützung des Nordens bzw. Südens), entwickelte sich der Koreakrieg zu einem Stellvertreterkrieg, in dem nahezu eine Million Soldaten und drei Millionen Zivilisten getötet wurden.
Das am 27. Juli 1953 geschlossene Waffenstillstandsabkommen gilt bis heute. Zugleich wurde auf einer Länge von rund 250 Kilometern eine etwa vier Kilometer breite demilitarisierte Zone eingerichtet, in deren Mitte die Grenzlinie verläuft.
Im Oktober 2015 wurde der Bahnsteig zur Wiedervereinigung – so der offizielle Titel – vom damals amtierenden Bundespräsidenten Joachim Gauck und Südkoreas Minister für Wiedervereinigung Hong Yong-pyo eingeweiht. Das Mauersegment gilt hier als Symbol des Friedens. Auf der enthüllten Plakette ist in deutscher und koreanischer Sprache eingraviert: Gemeinsam für ein Leben in Freiheit.
Berlin, Oktober 1961: Die Welt blickt gespannt auf die Grenze zwischen dem amerikanischen und sowjetischen Sektor in der Friedrichstraße. Seit dem die Sowjets wiederholt versucht haben, den Zugang zu ihrem Sektor für amerikanische Militärs und Diplomaten zu beschränken, eskaliert am 26. Oktober die Situation: Auf amerikanischer Seite rollen kampfbereite Panzer zum Checkpoint Charlie. Am Tag darauf positionieren sich sowjetische Panzer, ebenfalls kampfbereit, direkt gegenüber in nicht einmal einhundert Metern Entfernung.
An den Panzern vorbei machen sich amerikanische Militärs und Diplomaten, eskortiert von Militärpolizei, zu Fuß auf den Weg durch den Kontrollpunkt, um ihr Recht auf Einreise durchzusetzen.
Das Säbelrasseln endet ebenso plötzlich wie es begann am Morgen des 28. Oktober mit dem Rückzug der sowjetischen Panzer. Unmittelbar danach ziehen sich auch die US-Panzer zurück.
Am Mauerdenkmal in Rapid City, South Dakota, ist von dieser zum Zerreißen gespannten Atmosphäre nichts zu spüren. Dieses Mahnmal der Berliner Mauer in kontemplativer Ruhe soll tausende Militärangehörige ehren, die im Kalten Krieg ihr Leben riskiert oder verloren haben und die Leistung all jener anerkennen, die mit Überzeugung bereitstanden, die freie Welt in Zeiten des Friedens und des Krieges zu beschützen.
Seit 1996 sind an diesem Orr die beiden Mauersegmente und zwei originale Panzersperren ein anschaulicher Appell, Freiheit nicht als Selbstverständlichkeit zu betrachten.
Bereits am 12. August 1961, einen Tag vor dem Mauerbau, wurde die Brigade des 19-jährigen Grenzpolizisten Conrad Schumann von Dresden an die Berliner Sektorengrenze verlegt. Die Vorgänge in den darauffolgenden Tagen stimmen den jungen Grenzer nachdenklich. Am Nachmittag des 15. August wirkt er auf seinem Posten an der Bernauer-/Ecke Ruppiner Straße auffällig nervös, wie Zeitzeugen später berichten.
Am selben Tag kommt mit einem Frühzug aus Hamburg der ebenfalls 19-jährige Pressefotograf Peter Leibing nach Berlin, um über den Mauerbau zu berichten. Gerüchte führen ihn in die Bernauer Straße. An der Ecke Ruppiner Straße beobachtet er den auffällig nervösen Grenzsoldaten Conrad Schumann und hält instinktiv seine Kamera bereit. Als Conrad Schumann über den Stacheldraht springt, drückt Peter Leibing auf den Auslöser.
Das Foto „Sprung in die Freiheit“ ist am Tag darauf auf der Titelseite der BILD-Zeitung und verbreitet sich in Windeseile rund um den Globus mit der Botschaft: „Der DDR laufen die Truppen davon.“ Das Ergebnis des zufälligen Zusammentreffens der beiden 19-jährigen, Leibing und Schumann, wird zu einem Symbol des Kalten Krieges, einer fotografischen Ikone.
In den Jahren danach war das DDR-Regime bemüht, die Grenze immer solider und unüberwindbarer auszubauen bis hin zur letzten Form, der Grenzmauer 75. Deren markante, L-förmige Segmente, ursprünglich ebenfalls ein Symbol des Kalten Krieges, gelten heute als Symbol für die friedliche Revolution, für den Sprung in die Freiheit.
Im Sommer 1979 besuchte Papst Johannes Paul II erstmals seine Heimat Polen. Ermuntert durch seine Predigten, zeigte sich die polnische Gesellschaft danach wie ausgewechselt: Die Menschen verloren ihre Angst und erlebten sich erstmals wieder als Volk, das Unterstützung von ganz oben bekam.
Ein Jahr später waren die Lebensumstände der polnischen Arbeiter derart schwierig, dass die Ankündigung der Regierung, die Lebensmittelpreise zu erhöhen, das Fass zum Überlaufen brachte: Die Arbeiter gingen auf die Straße, um höhere Löhne zu fordern. Die Arbeiter der Lenin-Werft in Danzig schlossen sich am 15. August 1980 den Protesten an und besetzten ihre Werft. Anführer der Streikenden wurde der Elektriker Lech Walesa.
Am 31. August 1980 unterzeichneten Walesa und der polnische Vize-Premier Mieczyslaw Jagielski das Danziger Abkommen, mit dem erstmals in einem sozialistischen Land eine unabhängige Gewerkschaft zugelassen wurde und die Gründung der Gewerkschaft Solidarnosc möglich wurde.
Auf Drängen Moskaus wurde ein Jahr später die Gewerkschaft jedoch verboten und deren Führer zeitweilig inhaftiert. Das Volk begehrte dagegen auf, Demonstrationen und Auseinandersetzungen waren die Folge. Die Regierung unter General Jaruzelski verhängte das Kriegsrecht, das erst zwei Jahre später wieder aufgehoben wurde. Solidarnosc wurde sogar erst im April 1989 wieder anerkannt.
In der Rückschau waren diese Vorgänge in Polen ein erster Schritt, um die Machtbasis der Kommunisten ins Wanken zu bringen. Im Gedenken daran erhielt Johannes Paul II ein Mauersegment, das heute in den Vatikanischen Gärten steht. In Danzig steht vor dem Büro der Gewerkschaft und neben dem Stück aus der Berliner Mauer ein Teil jener Mauer aus der Lenin-Werft, von der herunter der spätere Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa zu Widerstand und Protest aufgerufen hatte.
Der Kalte Krieg war auch eine Hochzeit der Nachrichtendienste und ihrer Spione. Auf westlicher Seite agierte die US-amerikanische Central Intelligence Agency, kurz CIA, im Osten das Komitee für Staatssicherheit beim Ministerrat der UdSSR, kurz KGB. Hinzu kamen eine Vielzahl an Nachrichtendiensten der jeweils Verbündeten und befreundeter Nationen.
Auf beiden Seiten wurden Agenten enttarnt und in Gefangenschaft genommen. Insgesamt dreimal kam es zu einem Austausch von Spionen auf der strategisch günstig gelegenen Glienicker Brücke an der Grenze zwischen Potsdam und Westberlin. Die Machtblöcke Ost und West waren hier nur durch eine Markierungslinie mitten auf der Brücke voneinander getrennt.
Der erste Austausch fand am 10. Februar 1962 statt: Der US-Pilot Gray Francis Powers kehrte nach rund zweijähriger Gefangenschaft zurück in den Westen und der russische Spion Rudolf Iwanowitsch Abel nach rund dreijähriger Gefangenschaft zurück in den Osten. Vermittelt wurde der Austausch vom Ostberliner Anwalt Wolfgang Vogel, der auch die nachfolgenden Austausche vermittelte.
Am 11. Juni 1985 wechselten auf der Glienicker Brücke noch einmal 27 Agenten die Seiten. Der dritte und letzte Austausch fand von einem Medienrummel begleitet am 10. Februar 1986 statt.
Als die Mauer fiel, sagte Tyler Drumheller, CIA Europa-Chef zu seinen Mitarbeitern: „Der Krieg ist vorbei. Wir haben gewonnen.“ Und etwas später: „Die Mauersegmente in Langley sind unsere Kriegstrophäe.“ In voller Absicht und ursprünglicher Funktion versperrt das Mahnmal Berliner Mauer dort teilweise einen der Zugänge vom Parkplatz zum Hauptgebäude.
Oktober 1986, die Welt schaut gespannt nach Island: Auf halber Strecke zwischen Washington und Moskau treffen sich US-Präsident Reagan und der Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion Gorbatschow um über Abrüstungsfragen zu verhandeln. In Europa stehen sich derweil die sowjetischen SS-20- und die Pershing-Raketen der NATO gegenüber – jeweils bestückbar mit atomaren Sprengköpfen.
Ronald Reagan reiste mit seinen Weltraumabwehrplänen an (SDI) und Michail Gorbatschow angesichts klammer Staatskassen mit dem Willen zur Abrüstung bzw. mindestens zu einem Rüstungsstopp.
Reagan hielt jedoch an seinen Plänen fest. Gorbatschows Absichten waren damit eigentlich gescheitert. Dennoch erklärte er in einer Pressekonferenz das Treffen sei erfolgreich verlaufen.
Tatsächlich sind sich bei dem Treffen in Reykjavik Reagan und Gorbatschow menschlich näher gekommen und hatten ihr gegenseitiges Misstrauen abgebaut. Im Nachhinein betrachtet, war dieses Treffen ein wichtiger Abschnitt auf dem Weg, den Kalten Krieg zu beenden. In der Folge haben die beiden Supermächte USA und UdSSR im Dezember 1987 das bis dahin bedeutendste Abrüstungsabkommen unterzeichnet, den INF-Vertrag, der ein Verbot von Mittelstreckenraketen in Europa vorsah. Die Einhaltung des Vertrages wurde in den Jahrzehnten danach kaum mehr kontrolliert. Im August 2019 endete der Vertrag, der zuvor von den USA fristgerecht gekündigt wurde.
Neben dem Höf∂i Haus, dem Ort des historischen Zusammentreffens in Reykjavik, wurde am 25. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung ein Mauersegment aufgestellt – als Symbol der Demokratie und der Wende vom Totalitarismus zur Freiheit.
Die Kirchen in der DDR, insbesondere die evangelische Kirche, konnten sich gegenüber Staat und Partei ein Stück weit Autonomie bewahren. Sie betrieben eigene Schulen und Krankenhäuser, gaben eigene Zeitungen und andere Publikationen heraus. Vor allem aber öffneten sie die Türen für Künstler und Oppositionelle.
In den 1980er Jahren entwickelten sich die Kirchen auf diese Weise zu Kristallisationspunkten für Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen, die sich öffentlich für Reformen des erstarrten SED-Regimes einsetzten.
Mitte der 1980er Jahre entstanden aus dieser Bewegung u.a. die Friedensgebete, die jeden Montag um 17 Uhr in der Leipziger Nikolaikirche stattfanden. Im September 1989 fanden im Anschluss daran erstmals Demonstrationen statt, die sehr schnell zu einer Massenbewegung wurden: Am 16. Oktober 1989 zogen mehr als 120.000 Menschen durch Leipzig.
Wie steht es heute um aktuelle Konflikte? Um Grenzen, die sich ohne Stein und Beton vollziehen? Die manchmal nicht mehr sind als die metaphorischen Mauern im Kopf? Was ist mit den Menschen, die diese Mauern überspringen, sich für ihre Überwindung engagieren?
Die Stiepeler-Mauer der Bochumer Zisterzienser-Mönche thematisiert Konfliktlinien, die verschiedene Arten von Mauern zwischen Menschen symbolisieren. Ausgehend von der Berliner Mauer ziehen sich die Schauplätze quer über den Globus – damit sichtbar wird, dass die grundlegende Problematik von Trennung und Abgrenzung eine universale ist, ebenso wie der Glaube, der Kraft gibt, diese Konflikte und Mauern zu überwinden. Das Mauersegment hier in Bochum ist eine Spende des Unternehmers Werner Deschauer und eine Reminiszenz an seine DDR-Vergangenheit.
„Wer unsere Grenze nicht respektiert, bekommt die Kugel zu spüren,“ so der damalige DDR-Verteidigungsminister Armeegeneral Heinz Hoffmann.
Allein an der Berliner Mauer wurden zwischen 1961 und 1989 mindestens 140 Menschen getötet oder kamen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben. Darüber hinaus verstarben mindestens 251 Reisende aus Ost und West vor, während oder nach Kontrollen an Berliner Grenzübergängen.
Das ergab ein gemeinsames Forschungsprojekt der Gedenkstätte Berliner Mauer und des Potsdamer Zentrums für Zeithistorische Forschung. Neben der genauen Zahl der Todesopfer wurden auch die individuellen Lebensgeschichten und Todesumstände aller Mauertoten u.a. in der Chronik der Berliner Mauer dokumentiert. Das DDR-Regime versuchte die Todesfälle an der Mauer zu verschleiern und zu vertuschen.
Nicht nur in Berlin sondern an der gesamten innerdeutschen Grenze wurden Menschen bei Fluchtversuchen getötet. Etliche Menschen versuchten auch über die Ostsee oder außerdeutsche Grenzen zu fliehen und kamen dabei zu Tode. Andere wurden bereits bei der Vorbereitung ihrer Flucht verhaftet und hingerichtet. Auch Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR und Angehörige der Streitkräfte der UdSSR kamen bei Fluchtversuchen an der Mauer zu Tode.
Das Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestages im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus in Berlin weist die Anzahl der Toten für jedes der 28 Berliner Mauer-Jahre aus. Das Mahnmal wurde von Ben Wagin gestaltet und folgt exakt dem ursprünglichen Mauerverlauf an dieser Stelle.
„Ich konnte das triste Grau der Mauer von meinem Fenster aus nicht mehr sehen. Das war zu deprimierend. Deswegen habe ich begonnen die Mauer zu bemalen,“ beschreibt Thierry Noir seine Anfänge in Berlin Kreuzberg. Ende der 1970er/Anfang der 80er Jahre entdecken neben Noir auch andere die Mauer als riesige Leinwand: Christoph Bouchet, Kiddy Citny, Indiano, Kani Alavi.
Das Bemalen der Mauer war jedoch nicht ungefährlich. Denn auch die westliche Seite war Eigentum der DDR, der Grünstreifen davor ihr Hoheitsgebiet. Türen in einigen Mauersegmenten gewährten den Grenzsoldaten Durchlass, um im Westen nach dem Rechten zu sehen. Manchmal wurde auch eine Leiter an die Mauer gelegt und oben drüber gelugt.
Nach dem Fall der Mauer entdeckte die DDR-Regierung sehr schnell den Wert einiger Arbeiten und begann, den Hype um Mauersegmente anzufachen, um damit Kasse zu machen. Die Künstler mussten zunächst tatenlos zusehen, wie ihre Arbeiten auf den Mauersegmenten für horrende Summen verkauft wurden. Letztlich aber konnten sich einige ihren Anteil gerichtlich erstreiten.
Auf einer Länge von 1.300 Metern ist Mauerkunst bis heute erhalten: Die East Side Gallery ist das Werk von über 100 Künstlern aus Ost und West, die im Frühjahr/Sommer 1990 die Ostseite bemalt haben – als Symbol für die Überwindung des eisernen Vorhangs und als Ausdruck der Hoffnung auf eine menschlichere Gesellschaft. Durch die beharrliche Arbeit des gleichnamigen Künstlervereins steht die East Side Gallery heute unter Denkmalschutz.
„Das konzeptionelle Kunstwerk Kapitalistischer Realismus in Trondheim setzt sich auseinander mit der heutigen Ambivalenz zwischen Idealismus und Kapitalismus, zwischen der Verwaltung unseres historischen Erbes und neuen verführerischen Marktwerten. Man beurteilt heute Kulturinstitutionen an ihrem Marketing und Ihren Besucherzahlen – Künstler an ihrem Sinn für Entrepreneurship.
Das Trondheim Kunstmuseum Gråmølna, vor dem die sechs Mauerteile jetzt stehen, war früher Suppenstation für arme Hafenarbeiter und Polizeistelle. Heute ist das Hafengebiet verwandelt durch den Bau von Luxuswohnungen und dazugehörigen Bootsanlegestellen. Der Ort wurde von Gråmølna (Graue Mühle) zu Solsiden (Sonnenseite) umbenannt.
Die Berliner Mauer ist von einem Symbol des Kalten Krieges zu einem Symbol der Freiheit geworden. Trotz des historischen Wertes der noch erhaltenen Berliner Mauer und obwohl sie denkmalgeschützt ist, durften die neuen Grundeigentümer Teile der East Side Gallery entlang der Spree entfernen.
“Heute symbolisiert die Mauer, aus meiner Sicht nicht mehr die Freiheit, sondern die Käuflichkeit des Symbolwerts dieser Freiheit, wie eine Art Echo von sich selbst. Um diese Problematik zu verdeutlichen bin ich selbst Käufer der Mauer geworden und sozusagen ein Teil des Problems,“ erklärt der in Berlin arbeitende norwegische Künstler Lars Ramberg.
Seit November 2018 steht die East Side Gallery unter Denkmalschutz. Eine weitere Zerstörung dieses Ensembles wird dadurch verhindert. Der Verkauf von Mauersegmenten aus anderen Beständen, der per se kein Problem ist, geht unterdessen weiter.